Bereits 708 n. Chr. beginnt die Weinbautradition im Zellertal. Die Region und auch der Ort Zell – ältester Weinbau betreibender Ort in der Pfalz – sind seitdem vom Weinbau geprägt. Es sind die besonderen Böden, die vom Kalk dominiert werden, und die Höhe der Weinbergslagen, die unverwechselbare Unikate ins Glas zaubern. Das Terroir in den Vordergrund zu stellen, ist auch die Mission von Stephan und Georg Schwedhelm. Gemeinsam möchten Sie den großen Zellertäler Weinen zu ihrem einstigen Ruf zurück verhelfen. Wir haben die beiden Winzer getroffen, um mit ihnen über ihre Vision, das Weingut und die Geschichte des Weinbaus im Zillertal zu sprechen.
Neuer Wind und alte Weinbautradition
Das Zellertal blickt auf eine lange, geschichtsträchtige und weinbauliche Vergangenheit zurück. Welche Vorteile und welche Verantwortung resultieren aus dieser Geschichte?
Zu Beginn des 20. Jh. waren die Weine aus dem Zellertal in den erlesensten Weinkarten zu finden. Die Historie beweist, dass sich schon damals die im Tal gewachsenen Weine großer Beliebtheit erfreuten. An den Ruhm von damals kann angeknüpft und die Region aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden. Es ist super, dass auf diese Bekanntheit zurückgegriffen werden kann. Gleichzeitig resultiert aus ihr die Verantwortung eines Qualitätsversprechens.
Seit damals hat sich viel verändert. Wie reagieren Sie auf die Veränderungen des Klimas?
Bei uns kann leider nicht auf die Möglichkeit einer Bewässerung zurückgegriffen werden. Daher versuchen wir gerade im Sommer bei Hitzeperioden den vorhandenen Wassermangel auszugleichen, indem wir die Begrünung zwischen den Zeilen kurz halten und eher auf eine vielfältige Winterbegrünung setzen. Um die Qualität der Trauben nicht zu gefährden, setzen wir sie bei der Entblätterung nur auf der sonnenabgewandten Seite Strahlung aus. Damit wollen wir Sonnenschäden vermeiden und ein Cool-Climate-Aroma sowie eine knackige Säure erhalten.
Die Heimat voran- und anderen nahebringen
Sie stehen für ihre Heimat ein und möchten die Gewächse des nördlichsten Zipfels der Pfalz mit Weinfreunden teilen. Ist das auch der Grund, weshalb Sie Fotografien der Landschaft auf den Etiketten abbilden oder steckt etwas anderes dahinter?
Ja, das ist richtig. Es sind Motive aus unseren Weinbergen. Wir arbeiten da, wo andere Urlaub machen. Die Landschaft prägt unsere Weine und mit Hilfe des Etiketts soll diese nicht nur über den Geschmack, sondern auch über den visuellen Reiz der Landschaft, der Region und nicht zuletzt durch das hiesige Klima den Weg zu Weinliebhabern und Genießern finden.
Wie spiegelt sich der hohe Kalkanteil in Ihren Weinbergslagen – über 30% – und das besondere Mikroklima des Zellertals in der Stilistik Ihrer Weine wider?
Es ist die Kombination aus dem kalkreichen Boden, dem einzigartigen Klima und der Säurestruktur im Wein. All das lässt unsere Weine sehr mineralisch, kalt und klar im Glas erscheinen. Sie sind weniger primärfruchtig und wirken schroff und karg. Die Herkunft, das Terroir, ist definitiv schmeckbar.
Im Zellertal treffen zwei bedeutende deutsche Weinbaugebiete aufeinander. Das ist historisch bedingt. Während die Pfälzer eher als urig, gemütlich und gelassen gelten, ist die Rheinhessen-Mentalität dann doch eher straight. Wie kann es der jungen Winzergeneration gelingen, Vorurteile zu beseitigen, um vielleicht nicht nur den Zellertäler, sondern den deutschen Wein insgesamt nach vorne zu bringen?
Die Einsiedler-Mentalität von Winzern hat sich mit unserer Generation stark gewandelt. Heute profitieren junge Winzer in ganz Deutschland vom fachlichen Austausch untereinander. Erfahrungen werden geteilt und es steht weniger der Konkurrenzkampf als vielmehr die Einheit im Bestreben vieler.
Die Wahrheit über guten Wein
Ihre Reben wachsen auf bis zu 300 Metern Höhe, dieses Cool Climate ist in den Weinen bestimmt dahingehend zu schmecken, dass Sie zwar vollreifes Lesegut im Herbst ernten, die Alkoholgehalte jedoch moderat bleiben und eine gute Säurestruktur den Wein trägt. Was macht Ihrer Meinung nach einen gelungenen Wein aus und was tun Sie, damit Ihre Weine gelingen?
Für uns sind gute, gelungene Weine, solche Weine, die ihre Herkunft widerspiegeln. Das Klima und der Standort der Rebe muss schmeckbar sein. Das unterscheidet auch die individuellen Winzer wie uns, die eher in einer Nische arbeiten, von großen Kellereien, die den allgemeinen Gusto befriedigen. Wir nutzen, was die Natur uns gibt. Und was der Weinberg uns zeigt, das bringen wir unverfälscht in die Flasche. Das ist das Rezept für gelungenen Wein!
Der Schwarze Herrgott zählt zu den ältesten Toplagen der Pfalz und Ihres Betriebs. Ein Teil des Weins wird in kleinen Holzfässern ausgebaut. Was versprechen Sie sich von der Holzfasslagerung und was entgegnen Sie, wenn Weinkenner behaupten, der Ausbau im Holz ist nur für Rote Sorten geeignet?
Was für Weinkenner sollen das sein? (Beide grinsen.) Nein, Spaß beiseite. Für uns ist der Ausbau im Holz der ursprünglichste, traditionellste Weinbereitungsweg. Dem Wein wird die Möglichkeit gewährt, sich zu entwickeln. Das ist für uns High-End-Luxus: dem Wein das zu ermöglichen und seine Entwicklung zu beobachten.
Kraft investieren
Der Fokus Ihres Sortenspiegels liegt auf dem Riesling. Nachdem Sie das Weingut ihrer Eltern übernommen haben, haben Sie sehr viel Zeit, Kraft und Geld in die Neuanlage von Rebflächen investiert. Was ist die größte Herausforderung dabei gewesen und wie werden Sie für ihre täglich harte Arbeit belohnt?
Wir haben hier im Zellertal harte Böden. Zur Errichtung des Drahtrahmens müssen die Pfähle mit Hilfe von Langmeiseln in die Erde gebracht werden. Aber bei allem, was wir tun, steht unsere Passion – und das sind nun mal Riesling und Burgunder – im Vordergrund. Ausgesuchte Klone verschaffen uns die Basis für hervorragende Weine und wie das so ist, dauert es, bis neue Rebanlagen etabliert sind. Hier braucht es einen langen Atem, bis sich Visionen realisieren lassen. Doch langsam kann auf Resultate zurückgegriffen werden. Das ist dann auch die Phase, in der man für seine Arbeit belohnt wird. Jedes Jahr aufs Neue sind wir Winzer auf der Jagd. Wir wollen unsere Vision vom perfekten Wein realisieren und schmeckbar machen.
Lieblingsweine und Empfehlung
Ihr Sortiment ist sehr vielfältig. Was ist das absolute Highlight für Sie und welche Empfehlung können Sie für den Genuss dieses Weines geben?
Der Riesling Wotanfels ist ein besonderer Vertreter der Rebsorte. Das fängt mit dem Weinberg an, der im Jahr meiner Geburt (Stephan) gepflanzt wurde, ein gutes Jahr. Durch das Alter der Reben findet eine natürliche Ertragsreduktion statt. Die spontane Gärung bringt die ganze Raffinesse und Tiefe des Weines zum Vorschein. Ein perfekter Begleiter zu Spargel, Rosmarinkartoffeln und Entrecôte!
Herzlichen Dank an Stephan und Georg Schwedhelm für das kurzweilige Interview!
Bestellen Sie bei uns Ihre Schwedhelm Weine einfach online oder besuchen Sie unsere Ludwig von Kapff-Weinläger in Bremen, Hamburg, Hannover und Umgebung sowie in Eltville oder rufen Sie uns einfach unter 0421 3994 317 an. Wir beraten Sie gerne!