Bereits seit einiger Zeit gilt die hochwertige Wacholder-Spirituose Gin als absolutes Trendgetränk und darf in keinem heimischen Barfach und auf keiner Lokal-Karte fehlen. Egal, ob als Long-Drink-Klassiker Gin Tonic oder solo mit und ohne Eis, bei der Vielfalt und Exquisität, die die Welt des Gins offenbart, stellt sich stets die Frage: Wie genießt man richtig? Und vor allem: wie kann ich meinem Gin-Favoriten den maximalen Genuss entlocken und mich und meine Gäste mit neuen Eindrücken flashen? Um diese drängenden Fragen zu beantworten und die besten Tipps und Tricks zum Thema »Best serve«, also der bestmöglichen Kombination beim Servieren und Garnieren von Gin, haben wir uns Sven Sudeck als echten Bar- und Spirituosen-Experten zum Interview eingeladen.
Die Faszination Gin
Lieber Sven, zunächst einmal vielen Dank für deine Mühe und Zeit, uns in die Weisheit und Kunst leckerer Gin-Drinks einzuführen und, dass wir tolle Insights von einem echten Bar-Urgestein, wie du es bist, erfahren können. Gin ist seit einigen Jahren wieder eine extrem gefragte Spirituose, Tendenz steigend – ein regelrechter Trend. Inwiefern stimmst du dem zu, was sind die Gründe und wohin könnte die Reise gehen?
»Beim Thema Gin sind wir mittlerweile von einem temporären Trend zu einem echten Must-have gelangt. Das äußert sich in mehrerlei Hinsicht. Neben dem Interesse an qualitativ hochwertigen Produkten und der Probier-Neugierde der Konsumenten ist es vor allem die Vielfalt, die im heimischen Barfach vertreten ist. Ergänzend zum klassischen London Dry Gin findet man hier oft regional produzierte Gins oder unverwechselbare Gin-Typen, die an den letzten Urlaub am Meer erinnern.«
Unser Inteviewpartner Sven Sudeck
Head of Advocacy, Reidemeister und Ulrichs
… ist seit etlichen Jahren erfolgreich in der Barszene unterwegs, hat schon einige Trends kommen und gehen sehen und weiß genau, wie man hochwertigem Gin die Seele entfesselt. Durch seine vielfältigen Reisen in In- und Ausland ist er auch international bestens in der Welt der Bartender und Spirituosenhersteller vernetzt. Seine besondere Leidenschaft ist es, den Geschmack von Menschen auf den Punkt zu treffen!
Gin-Arten
Ein Gin darf sich nach aktueller Gesetzgebung als solcher bezeichnen, wenn der Wacholder bei einem Mindestalkoholgehalt von 37,5 Vol.-% (in den USA 40 Vol.-%) geschmacklich vorherrschend bleibt.
Gin-Art | Destillationverfahren | Produkte |
London Dry GIN | London Dry Gin wird mit hochwertigem Basisalkohol (mind. 70 % Vol.) erstellt, der redestilliert wird. Die Trinkstärke wird lediglich durch die Zugabe von Wasser bestimmt, da eine weitere Aromatisierung nicht zulässig ist. | – BOODLES BRITISH GIN |
Distilled Gin | Nochmalige Destillation der Pflanzenauszüge zu Konzentration des Geschmacks. Weitere Aromatisierungen zur Perfektionierung des Gins sind zulässig. | – Humboldt Gin – Gin Mare Capri – The Botanist – Nordés |
Cold Compound Gin | Die pflanzlichen Bestandteile werden in Alkohol ausgelaugt. Das Produkt wird nach Filterung der soliden Bestandteile in Trinkstärke abgefüllt. | Eine eher experimenttelle Hometechnik |
Grundsätzliches für maximalen Genuss
Die verschiedenen Gin-Marken mit ihren Ausprägungen und ihrer Aromen-Vielfalt bieten auch Hobby-Bartendern ein enormes Potential, um neue Geschmackswelten zu entdecken. Bevor wir ins Detail gehen, welche grundsätzlichen Tipps für den besten Genuss kannst du an Gin-Liebhaber und die, die es noch werden möchten, weitergeben? Was sind vielleicht die wichtigsten Do’s in Sachen »Perfect Gin Serve«?
»Wie bei vielen anderen Dingen des Lebens ist es auch beim Gin-Genuss so, dass er sich vervielfältigt, wenn man ihn mit lieben Menschen teilt. Dabei spielt die Anzahl der Gäste weniger eine Rolle, vielmehr geht es darum, die Geschichten hinter dem Gin, die Feinheiten des Produktes zu verstehen und diese in einem geselligen Austausch seinen Gästen zu kommunizieren. In Marketing-Sprech geht es also ein Stück weit um Storytelling und das Herausarbeiten des eigenen Gin-Charakters sowie seine Geschichte erlebbar zu machen. Dadurch schaffen wir als Gastgeber Treffen, an die wir uns noch in 10 Jahren erinnern.
Lasse ich mich als Gastgeber auf die Geschichten und die Vibes des Gins ein und gebe diese weiter, dann haben meine Gäste immer eine gute Zeit.
Verschiedenen Aromen-Welten unterstreichen
Das Ludwig von Kapff Spirituosen-Portfolio hat sich in jüngerer Vergangenheit auch im Gin-Bereich um viele namhafte Premiumhersteller erweitert. Gerade der hochwertige Nordés Atlantic Galician Gin, der frische Gin Mare und neuerdings Gin Mare Capri (beide aus Spanien) oder der wunderbare Humboldt Gin könnten in ihren Ausprägungen, ihrer Aromenwelt und letztlich ihrem unnachahmlichen Profil nicht unterschiedlicher sein. Welche speziellen Servier-Gimmigs für den jeweiligen Gin helfen ihm sich von seiner besten Seite zu zeigen und seinen speziellen Charakter zu unterstreichen?
»Die Zeiten vom plumpen Mischen von Gin und Tonic mit Eis und dem Servieren in einem wahllosen Glas sind (zum Glück) vorbei. Neben dem Erlebnismehrwert fehlt hierbei nämlich auch die emotionale Verbindung zum Produkt. Lässt man sich auf die Individualität der Gins ein, kommen einem die adäquaten Servier-Techniken ganz natürlich in den Sinn. »Perfect Serve« bedeutet immer Leidenschaft fürs Produkt und diese seinen Gästen verständlich zu machen.
Beim Gin Mare z.B. finden wir den bunten Strauß an Mittelmeer-Aromen und die entspannten Vibes, die dadurch ausgestrahlt werden. Der Gin und auch seine Flaschenausstattung sind eine regelrechte Hommage an das Mittelmeer, dann versteht es sich von selbst, dass dieser Drink in einer spanischen Copa serviert wird. Die Copa ermöglicht es dem Drink seine Aromen großflächig auszubreiten und man trinkt damit stilecht mediterran – „bienvenidos a españa, italia y co“.
Gin Mare, Copa-Glas, Cocktail: Triple Orange
Neben dem haptischen Servieren geht es jedoch in erster Linie immer darum, die eigenen Gedanken und Erlebnisse, die mit dem Gin verbunden sind, mitzuteilen und für andere erlebbar zu machen. Begeisterung zu teilen. Gelingt dies, sprechen wir vom »Ultimate perfect serve«.
Alkoholfreier Gin-Genuss?
Aus verschiedenen Gründen verzichten auch viele Gäste auf den Genuss von Alkohol. Welche Alternativen bieten sich, um beim Gin-Hype mitzumachen? Gerade die Premium Ginmarke Humboldt bietet mit seinem »Freigeist« ein alkoholfreies Getränk, dass durch seinen Wachholdergeschmack stark an Gin erinnert. Inwiefern kann ich diesen als seriöse Alternative Gästen servieren und was ist dabei ggf. besonders zu beachten?
»Wie schon richtig erwähnt, ist es heute ganz selbstverständlich, dass ein größer werdender Teil der Gesellschaft teilweise oder gänzlich alkoholfreie Drinks bevorzugt. Zum Glück muss dank der technischen Möglichkeiten, die wir heute nutzen können, keinesfalls auf Geschmack verzichtet werden. Auch bei den alkoholfreien Alternativen wie z.B. dem Humboldt Freigeist wird der Charakter des Gins in den Fokus gebracht und der volle Geschmack transportiert. Es ist also ausgeschlossen, nicht am Gin-Vergnügen teilnehmen zu können. Alkoholfreie Gin-Alternativen sind durch ihre geschmackliche Entwicklung keine Randgruppe mehr, sondern Ausdruck eines modernen Lebensstils.«
Gin-Genuss rund ums Jahr
Gin Tonic ist als Begleiter des Sommers verschrien. Welche Kombinationen kannst du für den Gin-Genuss übers ganze Jahr empfehlen? Hast du spezielle Genuss-Tipps und Kreationen für den Herbst und Winter?
»Auch für die kältere Jahreszeit können die beliebten Drinks mit wenigen Mittel angepasst werden. Oberstes Credo ist dabei die Primäraromen und die Grundgeschmacksarten herauszustellen und in Balance zu bringen. Der Sommer ist reich an frischem, reifem Obst. Kirschen und Birnen lassen sie beispielsweise gut in etwas Gin einlegen und runden im Herbst und Winter auf wunderbare Weise den Gin-Tonic ab. So lässt sich der Sommer-Klassiker saisonal verlängern und anpassen.
In der tristeren Hälfte des Jahres lieben wir alle frische Kräuteraromen und feinen Tee-Geschmack. Auch der Frische-Kick von süß-fruchtigen Preiselbeeren hat besondere Konjunktur. Das passt richtig gut zu Gin! Hier meine zwei persönlichen Gin & Tea Varianten:
Fave Gin & Tea
- 5 cl Lieblings-Gin (Empfehlung: The Botanist)
- 1 Teebeutel
- Etwas Runny Honey
- Favorisiertes Tonic Water
- Eiswürfel
- Longdrink-/Collinsglas
- Lieblings-Kräuter
Schritt 1: Teeauszug herstellen
Den Teebeutel in ein Glas geben und mit dem Lieblingsgin aufgießen. Je nach favorisierter Geschmacksstärke den Gin zwischen 3-7 Minuten bei zwischenzeitlichem Umrühren durchziehen lassen.
Schritt 2: Runny Honey herstellen und Gin süßen
Einen Löffel Honig auf einem gehäuften Löffel heißen Wassers auflösen und das Gin-/Tee Gemisch nach eigenem Geschmack vorsichtig mit dem Runny Honey süßen.
Schritt 3: Glas kaltrühren mit Tonic Water aufgießen und garnieren
Das Glas wird zunächst mit Eiswürfeln randvoll gefüllt und kaltgerührt. Im Anschluss erneute randvoll mit Eis füllen und vorsichtige mit dem gewählten Tonic Water auffüllen. Erneut kurz umrühren und mit Kräutern der Wahl garnieren. Fertig!
Hot G&T Punch
- 3 cl Gin (Empfehlung: Humboldt)
- 2 Löffel Runny Honey (Herstellung vorheriges Rezept)
- 1 Handvoll Preiselbeeren
- 200ml Tonic Water
- 1 Scheibe getrocknete Orange
- 1 Stange Zimt
- Teeglas
Den Gin, das Tonic Water gemeinsam mit den Preiselbeeren und dem Honig erhitzen (keinesfalls kochen) und gelegentlich mit der Zimtstange umrühren. In ein Teeglas überführen und anschließend mit der Zimtstange und der Orangenscheibe garnieren. Viel Freude beim Ausprobieren!
Bis zum nächsten Gin
Nochmals vielen Dank Sven Sudeck für die wirklich großartigen Einblicke und, dass du deinen Erfahrungs-Schatz mit uns teilst. Um vielleicht ein abschließendes Resümee zu ziehen, würde ich dich bitten folgenden Satz zu vervollständigen: Gin ist für mich…
»Der maximal frische Vibe, den man nach getaner Arbeit haben kann. Die vielseitige Welt der hochwertigen Gins von Heute verführt dazu neue Aromenwelten aufzutun, das ist unglaublich erfrischend!