Wein wird im Laufe der Zeit zweifellos besser – dieser allgemeine Konsens ist wohl jedem Weinkenner bekannt. Doch was steckt wirklich dahinter? Gilt dieser Grundsatz für alle Weine? Welche Weine sollten Sie überhaupt lagern, und wie bewahren Sie Ihren Wein korrekt auf? Diese Fragen werden oft gestellt und bergen eine Fülle von Antworten. Damit Sie Ihre Weinbestände stets meisterhaft verwalten und sich auf den späteren Genuss freuen können, teile ich im Folgenden meine persönlichen Tipps für die perfekte Weinlagerung. Sie werden sehen: Ein sorgfältig gepflegtes Weinlager macht nicht nur Freude, sondern hebt den späteren Genuss Ihres Lieblingsgetränks auf ein ganz neues Level.
Welche Weine sind lagerfähig?
Jeder Wein ist einzigartig und besitzt seine individuelle Persönlichkeit – das macht das Thema Wein so faszinierend. Neben den vielfältigen Aromen und der Qualität sind auch die Inhaltsstoffe wie Süße, Säure und Alkohol entscheidend. Dies bedeutet, dass nicht alle Weine für eine lange Lagerung geeignet sind. Frische Weiß- und Roséweine zum Beispiel sind für den sofortigen Genuss bestimmt und sollten innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre getrunken werden. Auf der anderen Seite haben kräftige Chardonnays, die in Barrique-Fässern gereift sind, und auch ein erstklassiger Lagen-Riesling ein erhebliches Potenzial zur Reifung über viele Jahre hinweg.
Die Bedeutung der richtigen Lagerung
Die Idee, dass »je älter, desto besser« für alle Weine gilt, ist ein Mythos. Tatsächlich trifft dies nur auf einige wenige, oft teure Tropfen zu. Diese jedoch sind ein wahrer Schatz. Wer einmal einen jahrzehntelang gereiften Bordeaux, Rhônetal-Wein, Rioja oder Piemont genießen durfte, wird zweifelsohne bestätigen, dass die Geduld sich auszahlt.
Wie Sie die Lagerfähigkeit Ihres Weins einschätzen
Zur Lagerfähigkeit erfahren Sie häufig Näheres auf dem Rückenetikett oder in der Weinbeschreibung. Im Onlineshop von Ludwig von Kapff finden Sie beispielsweise unter dem Reiter »Daten & Fakten« zu jedem Wein auch die Angabe »Lagerfähigkeit«. Zum Beispeil wird beim 2022 Horgelus Blanc angegeben, dass er »bis zu 3 Jahre«, gelagert werden kann, basierend auf dem Erntejahr. Dieser Wein ist also bis 2025 lagerfähig. Das Potenzial des 2015 Château Arnauld wiederum ist auf »bis zu 20 Jahre« taxiert. Er kann somit bis etwa 2035 reifen.
6 Tipps für die Weinlagerung
Nehmen Sie an, Sie haben einen solchen Wein erworben – hochwertig, vielleicht auch hochpreisig und definitiv lagerfähig. Es wäre schade, wenn dieser Wein Ihnen nicht den erwarteten Genuss bietet, nur weil er unsachgemäß gelagert wurde. Daher möchte ich Ihnen sechs einfache, aber entscheidende Tipps zur Weinlagerung geben, die sicherstellen, dass nichts schiefgeht.
1. Tipp: Temperatur konstant halten.
Die Raumtemperatur gehört zu den wichtigsten Faktoren bei der Weinlagerung. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, ob Sie ihren Wein bei acht oder 18 Grad lagern. Wichtiger ist, dass die Temperatur konstant bleibt. Zwar ist guter Wein so robust, dass er auch eine gewisse Zeit unter weniger optimalen Bedingungen übersteht. Doch bei einer längeren Lagerung sollten die Temperaturschwankungen möglichst gering gehalten werden und die Temperatur selbst niedrig. Ideal sind 12 bis 13 Grad.
2. Tipp: Licht vermeiden.
Nicht nur zu hohe (oder zu niedrige) Temperaturen machen einem Wein zu schaffen. Auch eine hohe Lichtintensität setzt ihm zu. Den negativen Einfluss des Lichts hat man schon früh erkannt. Seit Jahrhunderten füllt man hochwertige Weine deshalb in dunkle Flaschen. Wein in weißen Flaschen ist dem Licht hingegen schutzlos ausgeliefert. Er sollte innerhalb von ein bis zwei Jahren getrunken werden.
Heute weiß man, dass es die UV-Strahlen sind, die chemische Prozesse in Gang setzen und den Wein zu schnell reifen lassen. Der »Lichtgeschmack« ist sogar ein klassifizierter Weinfehler. Man erkennt ihn am käseartigen Geruch. Das Licht einer Glühbirne ist dabei übrigens nicht das Problem, solange man sie irgendwann wieder ausknipst. Zu schützen sind Weinflaschen vor allem vor Tageslicht, das nicht nur dem Wein selbst schadet, sondern – im Falle von direkter Sonneneinstrahlung – auch die Etiketten ausbleicht. Bei wertvollen Flaschen besonders ärgerlich. Ein dunkler Raum ist optimal für die Lagerung.
3. Tipp: Stehend oder liegend? Es kommt drauf an.
Die Frage, ob Wein liegend oder stehend gelagert werden sollte, hängt vom Verschluss der Flasche ab. Weine mit Naturkorken sollten unbedingt liegend gelagert werden, um den Korken feucht zu halten und Oxidation zu verhindern. Bei anderen Verschlusstypen wie Glas- oder Kunststoffkorken sowie Schraubverschlüssen ist eine stehende Lagerung über lange Zeiträume unbedenklich.
Gut zu wissen: Die meisten hochwertigen Weine sind nach wie vor mit Naturkorken versiegelt. Doch dieser ist nur eine gewisse Zeit haltbar. Nach etwa zwanzig Jahren sollte ein Naturkorken erneuert werden.
4. Tipp: Luftfeuchtigkeit hoch halten.
Die Luftfeuchtigkeit ist für den Naturkorken ebenfalls wichtig. Sie sollte zwischen 50 und 80 Prozent liegen, um ein Austrocknen und Undichtwerden des Korkens zu verhindern. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit wiederum kann zu Schimmelbildung und dem Ablösen von Etiketten führen.
5. Tipp: Alternativen zum Weinkeller entdecken.
Fasst man die bisherigen Tipps zusammen, kommt als perfekter Ort für die Weinlagerung ein konstant kühler, dunkler Raum mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit heraus. Sie ahnen es: Der Weinkeller lässt grüßen! Solange er trocken und frei von Schimmel ist, ist ein Keller tatsächlich ideal für die Weinlagerung. Doch die wenigsten haben heutzutage noch einen Keller. Und wenn, dann reicht der Platz oft nicht aus, um auch noch Weinregale oder Holzkisten hineinzustellen. Fensterlose Abstellräume sind hier oft eine gute Alternative. Und wer mehr investieren möchte, dem steht eine mittlerweile beachtliche Auswahl an Weinklimaschränken zur Verfügung. Für eine »normale« Lagerung ist ein Exemplar ohne verschiedene Temperaturzonen völlig ausreichend.
6. Tipp: Offene Weine nicht sofort entsorgen.
Es kommt hin und wieder vor, dass eine Flasche Wein nicht ganz ausgetrunken wird. Auch hier stellt sich die Frage, wie lange der Wein aufbewahrt werden kann. Die Weinfarbe und die verbliebene Menge sind dabei ausschlaggebend. Es gilt, je weniger Luftkontakt der Wein bekommt, desto länger hält er durch. Für geöffnete Weine ist der Kühlschrank der beste Lagerort – egal, um welche Weinfarbe es geht. Ein noch zu drei Vierteln gefüllter Rotwein ist so gelagert noch etwa eine Woche lang genießbar. Weiß- und Roséweine halten sich bei gleicher Füllhöhe etwa fünf Tage. Ist hingegen nur ein Glas in der Flasche übrig, dann sollten Sie Rotwein innerhalb der nächsten zwei Tage austrinken und Weiß- und Roséweine am besten am Folgetag. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. So können beispielsweise sehr kräftige Rotweine in noch fast vollen Flaschen auch mal zehn Tage haltbar sein.
Weinlagerung – Das Wichtigste in Kürze
Die Weinlagerung ist eine faszinierende Kunst, die insbesondere für hochwertige Weine geeignet ist. Die richtige Lagerung erfordert die Berücksichtigung von Temperatur, Licht, Luftfeuchtigkeit und Verschlusstyp. Ein Weinkeller ist optimal, aber es gibt auch andere geeignete Lösungen. Und vergessen Sie nicht, dass geöffneter Wein nicht sofort entsorgt werden muss, sondern je nach Menge und Weinfarbe noch einige Tage genießbar ist. Genießen Sie Ihre Weinlagerung und lassen Sie sich von den Aromen und Geschmackseindrücken verzaubern, die sich im Laufe der Zeit entwickeln.
Danke das war sehr hilfreich und ich weiß jetzt was ich mir „basteln“ kann ! pS hab nen Keller
Hallo Roland,
das freut uns. Viel Spaß beim Basteln!
Beste Grüße!