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Es ist hinlänglich bekannt, dass Chile vor über 300 Jahren zur neuen Heimat französischer Rebsorten wurde, die im Ursprungsland der Reblaus zum Opfer fielen, im Südwesten Südamerikas jedoch beste Bedingungen vorfanden. Das Valle Central mit sonnigen, fast mediterranen Bedingungen mauserte sich daraufhin zum Inbegriff chilenischen Weinbaus, der sich am französischen Vorbild orientierte.
Ähnlich liest sich auch die Geschichte chilenischen Weißweins, bei dem Chardonnay und Sauvignon Blanc eine dominante Stellung innehaben. Zwar nehmen sie jeweils nur knapp unter 10 Prozent der gesamten Anbaufläche ein, profitieren aber besonders stark von den klimatischen Bedingungen Chiles: Große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, eine hohe Sonneneinstrahlung mit kontinuierlicher Frischluftzufuhr vom Pazifik und ein insgesamt stabiles Klima sorgen für unverwechselbar charakterstarke Weißweine, die sich auch dafür eignen, in neuen Anbaugebieten erschlossen zu werden.
Besonders überzeugende Exemplare kommen dennoch vor allem aus Colchagua, dem Casablanca Valley rund um Santiago sowie dem Central Valley. Bei allem Nationalstolz und neuen Selbstbewusstsein chilenischer Winzer ist es jedoch unverkennbar, dass die Weinproduktion auf das internationale Publikum ausgelegt ist. Der Chilene selbst verbraucht nur etwa 12 Liter Wein pro Kopf und Jahr, sorgt aber mit Hingabe dafür, dass sein Wein auf dem internationalen Parkett bestehen kann.
Diesen neuen Anspruch haben bekannte Weinerzeuger, wie zum Beispiel Baron Philippe de Rothschild, frühzeitig erkannt, weswegen sie sich die besten Lagen Chiles sicherten. Damit folgte eine zweite französische Welle, die sich jedoch schnell am erstarkten Selbstbewusstsein der Chilenen brach und zu den heute so exzellenten chilenischen Weißweinen führte.
Weißwein aus Chile ist wie sein roter Verwandter im besten Fall eine sortenreine Hommage an die Rebe und ihre Leistungsfähigkeit. Wenn Sie zum Beispiel wissen wollen, wie ein Chardonnay schmecken sollte, müssen Sie sich lediglich den überaus prämierten Cuvée Alexandre Chardonnay vom Vorzeige-Weingut Lapostolle zu Gemüte führen. So harmonisch gelingt er selbst in Frankreich nicht immer.
Dabei wuchert chilenischer Weißwein aus dem Angebot von Ludwig von Kapff ganz hintergründig mit einem Pfund, für das andere Weinnationen erst in jüngster Zeit kräftig die Werbetrommel rühren: Biologischer Weinbau ist hier kein Image-Gag, sondern eine Notwendigkeit, um das Land vor den klimatischen Veränderungen zu bewahren. Und dieses Quäntchen mehr Natur schmecken Sie am Ende tatsächlich.
Noch ein paar andere Klänge schlägt zum Beispiel der Amaral Sauvignon Blanc vom berühmten Weingut Viñas MontGras an, der die kühlen Untertöne eines typischen (und noch neuen) Cool Climate-Weinbaus in Chile eindrucksvoll präsentiert.
Was bei allen Lobeshymnen jedoch nie unter den Tisch fallen sollte, sind die unwahrscheinlichen Preise für chilenischen Weißwein. Es ist tatsächlich keine Übertreibung, wenn Weinkenner sagen, dass hier der Preis weit unter der Qualität liegt. Wie lange das noch so bleibt, ist fraglich, denn chilenischer Weißwein schickt sich immer mehr an, die Welt zu erobern.