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Spätlese

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Spätlese

Mit ihrem faszinierenden Süße-Säure-Spiel und ihrer tiefen Fruchtigkeit begeistert die deutsche Spätlese Weinliebhaber auf der ganzen Welt.

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Was für ein Wein ist Spätlese?

Die Spätlese gehört seit der Reform des deutschen Weingesetzes im Jahr 1971 zu den sogenannten Prädikatsweinen. Diese Weine definieren sich nicht über die Herkunft, sondern über das Mostgewicht. Und genau das wird in Grad Oechsle gemessen. Um eine Spätlese keltern zu können, muss das Mostgewicht der Trauben mindestens 76 Grad Oechsle betragen. Nach dem Kabinett bildet die Spätlese die zweite Stufe im System der Prädikatsweine.

Wer hat die Spätlese erfunden?

Genau genommen ist die Spätlese ein Zufallsprodukt aus dem Jahr 1775. Und zwar auf Schloss Johannisberg im Rheingau, das damals noch ein Kloster war. Wobei die Mönche natürlich auch schon Weinbau betrieben. 1775 kam es dann zu einem – auf den ersten Blick – unglücklichen Zwischenfall. Die Ernte nahte, die Traubenqualität war perfekt. Allerdings durften die Mönche nicht einfach mit der Lese beginnen, sondern mussten dafür zuerst die schriftliche Erlaubnis des Fürstabts aus Fulda bekommen.

Nun begab es sich im Jahr 1775 aber, dass sich der Reiter mit genau dieser Erlaubnis im Gepäck gehörig verspätete. Die Trauben begannen bereits an den Rebstöcken zu verschimmeln. Dann traf endlich der lang ersehnte Brief ein. Die Mönche ernteten die Trauben, dachten aber, dass daraus kein guter Wein mehr entstehen könne. Doch dann die Überraschung: Als die Mönche erstmals den Wein verkosteten, war dieser süßer und vollmundiger und einfach viel, viel schöner als alles, was sie bis dahin getrunken hatten. Das war die Geburtsstunde der Spätlese.

Welche Trauben werden für eine Spätlese verwendet?

Theoretisch kann man aus jeder Rebsorte, die in dem jeweiligen Anbaugebiet zugelassen ist, eine Spätlese machen. Also auch aus roten Trauben. In der Praxis machen die Winzer aber vor allem weiße Spätlesen. Die Parade-Rebsorte ist hier eindeutig Riesling. Aber auch aus Silvaner, Grauburgunder, Chardonnay, Scheurebe, Sauvignon Blanc oder Müller-Thurgau entstehen schöne Spätlesen. Bei Rotweinen sind Spätlesen nicht ganz so gängig, aber auch hier gibt es sie. Zum Beispiel aus Spätburgunder.

Wie wird eine Spätlese produziert?

Der Name verrät es ja schon ein wenig: Die Trauben für eine Spätlese werden später gelesen als die Träubchen für einen normalen Qualitätswein. Das hat zweierlei Gründe. Zum einen muss sich in den Weinbeeren noch mehr Zucker bilden, damit man die erforderlichen 79 Grad Oechsle erreicht, die für eine Spätlese vorgeschrieben sind. Die Trauben müssen also vollreif sein. Zum anderen sehen es die Winzer aber auch gerne, wenn ein kleiner Teil der Beeren bereits von der sogenannten Edelfäule befallen wurde. Also einem speziellen Pilz, der die Beerenschale durchsticht, um die Traube mit seinen Enzymen zu impfen. Das sorgt für besonders köstliche Noten im Wein. 

Diese beiden Voraussetzungen sind dann übrigens auch der Grund, warum es mehr Weißweine mit dem Prädikat Spätlese gibt als Rotweine. Denn rote Weinbeeren reifen später aus und haben oft auch weniger Zucker. Bevor die 79 Grad Oechsle erreicht werden, kann es sein, dass die Trauben tatsächlich verschimmeln und eben nicht mehr von der Edelfäule, die in Fachkreisen Botrytis cinerea heißt, befallen werden. Zudem sind die Beerenschalen von roten Rebsorten oft erheblich dicker. Der Pilz kommt da nicht so einfach durch. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Spätburgunder hat zum Beispiel eine dünne Schale.

Ist eine Spätlese süß?

Eine Spätlese kann süß sein – muss sie aber nicht. Viele Winzer gären eine Spätlese komplett durch. Dadurch wird der Zucker in Alkohol umgewandelt – und der Wein ist trocken. Wobei auch halbtrockene beziehungsweise feinherbe Spätlesen durchaus üblich sind. Je nachdem, welche Stilistik der Winzer auf die Flasche bringen möchte. Deswegen gibt es auch liebliche Spätlesen mit einer sehr präsenten und trotzdem harmonischen Süße.

Wie schmeckt eine Spätlese?

Sie ahnen es vielleicht schon: Man kann den Geschmack einer Spätlese nicht vereinheitlichen. Dafür gibt es einfach zu viele Variablen. Weinregion, Lage, Rebsorte, Ausbau … die Möglichkeiten sind hier schier endlos. Was aber auf jede Spätlese zutrifft, ist, dass sie immer ein schönes Süße-Säure-Spiel hat, mit einer bezaubernden Fruchtigkeit gesegnet ist und mehr Tiefe hat als ein Qualitätswein oder ein Kabinett.

Zu welchem Essen passt eine Spätlese?

Gerade aufgrund der gewissen Restsüße passt eine Spätlese ideal zu pikantem Essen. Denn die Süße gleicht die Schärfe im Mund aus. Zu einem scharfen Thai-Curry oder einem feurigen Chili con Carne können Sie also gerne eine Spätlese reichen. Eine feinherbe Spätlese passt zudem sehr gut zu fruchtigen Desserts oder milden Käsesorten. Und eine süße Spätlese ist ein idealer Begleiter zu Blauschimmelkäse oder Zartbitterschokolade.

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